Luftaufnahmen gegen Energieverschwendung
Im Februar 2012 hatte das Bocholter Rathaus in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Borken mit einer Wärmebildkamera Luftaufnahmen aller Gebäude im Stadtgebiet machen lassen. Die Auswertung der Thermalbilder zeigte, dass eine ganze Reihe von Dächern in Bocholt Auffälligkeiten aufweisen, deren Ursache eine schlechte Dämmung sein könnte. Dadurch wird unnötig viel Energie verschwendet und klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet.
Daraufhin wurden die Karten genau analysiert und Besitzer von auffälligen Häusern persönlich angeschrieben. Rund 700 Briefe verschickte die Stadt, in denen sie die Hausbesitzer auf die Ergebnisse der Thermalbilder hinwies und auf Beratungs- und Fördermöglichkeiten verwies. Außerdem lud sie zu mehreren Infoveranstaltungen ein, die auch sehr gut besucht waren.
Auf Wunsch kann jeder Hausbesitzer in Bocholt die Ergebnisse für sein Haus kostenlos einsehen. "Die Rückmeldung auf die Bilder war extrem positiv, die Aktion ist von den Bürgern sehr gut angenommen worden", sagt Angela Theurich, Leiterin des Umweltreferats der Stadt Bocholt. Beim Betrachten der Bilder erkennen die Hausbesitzer meist sehr schnell, wo die Ursachen liegen – etwa in Betonbalkons oder ungedämmten Treppenaufgängen. "Einige hat das so motiviert, dass sie neben dem Dach nun auch den Rest ihres Hauses prüfen lassen", sagt Theurich erfreut. Einen passenden Anbieter zu finden, der die Thermalbilder aus der Luft macht, war laut Theurich nicht schwierig.
"Unser Fachbereich Liegenschaften hat Kontakt zu Firmen aufgenommen, die sogenannte klassische Bildflüge durchführen und nach der Realisierbarkeit einer Befliegung mit Wärmebildkamera befragt. Drei Firmen haben geantwortet. Die für die Erstellung von herkömmlichen Luftbildern erforderliche Kamera wurde dann gegen eine leistungsstarke Infrarot-Kamera ausgetauscht." Wichtig sei es jedoch, dass die Aufnahmen im Winter und bei Nacht gemacht werden. "Man sollte bis 1 oder 2 Uhr nachts warten, denn wenn tagsüber die Sonne scheint, kann sich auch im Winter ein Dach oder eine Wand aufwärmen und noch mehrere Stunden später Wärme abstrahlen. Dadurch können die Aufnahmen verfälscht werden."
Rund 20.000 Euro hat die in Deutschland bisher einzigartige Aktion gekostet. 2009 wurde Bocholt als "NRW-Klimakommune der Zukunft" ausgezeichnet. Somit konnte die Finanzierung komplett über die Fördermittel der NRW-Klimakommune erfolgen. Aber auch für Kommunen, die nicht gefördert werden, gibt Angela Theurich Anstoß: "Ist erst einmal das Interesse geweckt, ist die Bereitschaft, die eigene Immobilie zu verbessern, viel höher."
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